Die Pandemie befeuert den Immobilienmarkt in der Schweiz

Im Jahr 2020 war nichts wie gewohnt – auch der Immobilienmarkt blieb von der Pandemie nicht unberührt. Der Ausbruch der Corona-Pandemie und die darauffolgenden Massnahmen haben die Entwicklung der Immobilienmärkte bedeutend bestimmt. Die Nachfrage nach Wohneigentum wurde durch Covid-19 nicht gebremst, vielmehr wurde sie sogar beflügelt. So erreichte der Wunsch nach dem eigenen Wohnheim im Laufe des vergangenen Jahres einen neuen Höchststand.

Robuster Immobilienmarkt

Nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie kam der Immobilientransaktionsmarkt im Frühjahr 2020 für eine Zeit zum Erliegen. Doch das war nicht von langer Dauer: Bereits im zweiten Halbjahr folgte die Erholung und der Markt belebte sich spürbar wieder. Entgegen den Erwartungen und Befürchtungen, zeigte sich der Schweizer Immobilienmarkt weitaus robuster und bewies sich auch in der Krisenzeit als sehr solider Transaktionsmarkt. Die pandemiebedingte Rezession gab dem Anstieg der Immobilienpreise wider Erwarten sogar noch einen extra Schub.

Persönliche Wohnsituation gewinnt an Bedeutung

Experten und Analysten erwarteten in der Pandemie weniger Nachfrage und ein «Eintrocknen des Marktes». Stattdessen ist genau das Gegenteil eingetroffen: Da die Menschen aktuell mehr zu Hause sind, hat die persönliche Wohnsituation für viele an Bedeutung gewonnen. Das Wohnen sowie der Wunsch nach dem eigenen Haus, der eigenen Wohnung haben nun einen weitaus höheren Stellenwert als vor der Pandemie. Da zudem immer mehr Käufer ihren Suchradius vergrössern, verteilt sich die Nachfrage auch regional.

Trend zum Homeoffice hat die Entwicklung beschleunigt

Das Homeoffice und die Ängste vor einen erneuten Lockdown und den Auswirkungen des Virus machen das Leben in den eigenen vier Wänden attraktiver. Der Trend zum Homeoffice hat die Nachfrage nach Wohneigentum vom urbanen auf den peripheren Markt ausgeweitet. Neu verzeichnen vor allem auch Regionen, die vor der Pandemie weniger gefragt waren, bedeutende Preisanstiege. Es wird davon ausgegangen, dass die Nachfrage in der Peripherie weiter steigen wird, da auch in Zukunft der Trend fortlaufen könnte, dass vermehrt im Homeoffice gearbeitet wird und weniger gependelt werden muss.

Nachfrage bildet sich in den Preisen ab

Wo die Nachfrage steigt, ziehen die Preise mit. Ob in städtischen oder ländlichen Gemeinden – im vergangenen Jahr sind die Eigenheimpreise fast überall in der Schweiz gestiegen. Das zeigt sich auch in den aktuellen Daten: Der Schweizerische Wohnimmobilienpreisindex Impi, welcher die Entwicklung der Marktpreise für Wohneigentum in der Schweiz misst, hat im Laufe des vergangenen Jahres um 3,1% zugelegt (BfS).

Die Nachfrage hat die Immobilienpreise im vergangenen Jahr stark angehoben: Innert einer Jahresfrist stiegen die Transaktionspreise von Eigentumswohnungen um 5,1 Prozent und die von Einfamilienhäusern um 5,5 Prozent (Immobilienstudie 2021 der Credit Suisse). Besonders ausgeprägt war der Preisanstieg bei Eigentumswohnungen in ländlichen Gemeinden, was die These stützt, dass zunehmend mehr Menschen aufgrund des vermehrten Arbeitens im Home-Office mehr Wohnqualität für geringere Preise bevorzugen.

Die Preise für Eigentumswohnungen im Kanton Zürich sind 2020 um 4,2% gestiegen (SREI). Durchschnittlich muss der Käufer inzwischen 1 Million Franken für sein eigenes Wohnheim in Zürich bezahlen. Auch die Hauspreise haben sich deutlich verteuert: In Zürich liegt der durchschnittliche Hauspreis nun bei 1,3 Millionen Franken. Nur in der Region Genfersee liegt der durchschnittliche Preis von 1,54 Millionen Franken über dem von Zürich.

Nachfrage übersteigt Angebot

Schon vor Covid-19 ist die Nachfrage nach Wohneigentum stetig gestiegen. Nun wurde sie durch die Pandemie noch weiter befeuert. Einerseits verbringen die Menschen pandemiebedingt mehr Zeit in den eigenen vier Wänden, wodurch der Stellenwert der Wohnsituation gestiegen ist. Andererseits sind die Hypothekarzinsen weiterhin tief und der Markt geht für die nächsten zehn bis fünfzehn Jahre von anhaltenden Negativzinsen aus. Damit bleibt Besitzen günstiger als mieten.

In Krisenzeiten ist die Flucht in Sachwerte nichts Neues. Menschen verändern ihre Prioritäten und sehnen sich vermehrt nach Sicherheit. So investieren sie lieber in krisensichere und wertstabile Anlagen wie eben Wohneigentum. Die verstärkte Nachfrage, welche dadurch entsteht, treibt die Preise entsprechend in die Höhe – zumal das Angebot knapp bleibt.

Auch im laufenden Jahr setzt sich dieser Trend fort: Im ersten Quartal 2021 legten die Preise um 4,4% gegenüber dem Vorjahresquartal zu (Blasen-Index der UBS). Das ist der stärkste Anstieg seit acht Jahren; und Studien gehen davon aus, dass die Preisentwicklung am Schweizer Immobilienmarkt noch weiter nach oben geht (UBS; ImmoScout 24). Die Corona-Krise scheint den Immobilienmarkt in der Schweiz regelrecht beflügelt zu haben.